Fishbowl-Diskussion des CDU-Kreisverbands Gütersloh zur Zukunft der Arbeit
In einer spannenden Fishbowl-Diskussion ging der CDU Kreisverband Gütersloh im Lind Hotel in Rietberg der Frage um die Zukunft der Arbeit nach.
„Bedrohen Digitalisierung und Automatisierung unsere Arbeitsplätze oder bieten sie die Chance einer neuen Entwicklung?“, unter dieser Frage diskutierte am Donnerstagabend auf Einladung des CDU-Kreisverbandes eine Expertenrunde im Lind Hotel in Rietberg eine der drängendsten Zukunftsfragen der 2020er-Jahre.
Gastgeber und Moderator des Abends war CDU-Kreisvorsitzender Raphael Tigges. Der Landtagsabgeordnete machte in seinen einleitenden Worten deutlich, dass die Digitalisierung längst fast jeden Bereich der Arbeitswelt erfasst hat. Dies bestätigte auch Albrecht Pförtner, der bei dem offenen Format der Fishbowl-Diskussion als einer von fünf Experten im Innenkreis teilnahm. Die gut 100 fachkundigen Gäste nahmen im äußeren Kreis Platz und stellten Fragen an die Expertenrunde. „Die Dramatik und Reichweite, in der die Digitalisierung Einfluss auf unsere Arbeitsprozesse nimmt, beschleunigen sich immer weiter“, so der Gütersloher Wirtschaftsförderer. Er habe wenig Sorgen davor, dass die heutigen Schüler mit dem Prozess überfordert sein könnten, vielmehr müsse man sich Sorge um die 180.000 Beschäftigten im Kreis Gütersloh machen. „Wir müssen endlich raus aus der Komfortzone, auch wenn es aktuell noch gut bei uns läuft“, sagte Pförtner. „Die Arbeitnehmer müssen sich selbst fit für die Zukunft machen, weil es nicht alle Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter erledigen.“
Auch Anke Unger vom DGB treibt die Angst um, dass die Maschine und der PC mittelfristig den Arbeitnehmer ablösen könnten. „Jeder dritte Arbeitsplatz im Kreis Gütersloh ist gefährdet. Damit sind wir trauriges Schlusslicht in NRW.“ Die vielen Arbeitnehmer, die bei schlechter wirtschaftlicher Lage mit Kurzarbeitergeld nach Hause geschickt würden, müssten besser zu Fortbildungsangeboten vermittelt werden, so die Gewerkschaftlerin.
Die Weiterbildungsexpertin der Industrie- und Handelskammer zu Ostwestfalen, Ute Horstkötter-Starke, sieht den sich abzeichnenden Fachkräftemangel mit großen Sorgen. „Aktuell fehlen bereits 56.000 Fachkräfte in Ostwestfalen, bis 2030 steigt die Zahl auf über 81.000.“ Überraschend sei, dass die Unternehmen dabei von lediglich zehn Prozent Akademikern ausgingen. „Wir müssen damit aufhören, immer mehr Abiturienten zu fordern“, so die IHK-Vertreterin.
„Heute verwundert es keinen mehr, dass eine Baugrube mit dem Bagger und nicht per Hand mit der Schippe ausgehoben wird“, sagte Gerd Hoppe, Teil der Geschäftsführung der Verler Firma Beckhoff Automation, die ein globaler Spieler im Bereich der Automatisierung von Prozessen ist. Die große Angst, dass tausende Arbeitsplätze wegfallen, sieht Hoppe nicht. „Veränderungen hat es immer schon gegeben. Wir müssen uns nur darauf einstellen und die vielen Erleichterungen annehmen“, so Hoppe. „Neu ist jedoch, dass Maschinen klüger als wir werden. Damit müssen wir lernen umzugehen.“
Der Gütersloher Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus prognostiziert „strukturelle Brüche, wie wir sie noch nie hatten.“ Dem nicht aufzuhaltenden Wandel in der Arbeitswelt dürfe man nicht misstrauisch gegenüberstehen. „Wir im Kreis Gütersloh müssen innovativer und mutiger sein. Dass hat uns immer stark gemacht. Wir müssen Mut auf Zukunft zulassen.“ Dabei geht Brinkhaus davon aus, dass junge Menschen kaum noch Arbeitslosigkeit kennen werden, sich jedoch darauf einstellen müssten, „vier bis sechs Mal im Leben einen neuen Job erlernen zu müssen.“
Albrecht Pförtner appellierte abschließend an die anwesenden Kommunalpolitiker: „Stärken Sie Ihre Volkshochschulen vor Ort. Sie werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Arbeitnehmer fortzubilden und fit für die Zukunft zu machen.“